Die Operation

Ich habe niemandem verraten, wann ich operiert werde. Nur meine Eltern und meine Schwester wussten Bescheid, denn das letzte was ich in diesem Moment gebrauchen konnte waren sämtliche ,,gut gemeinte„ Nachrichten. Sonntagabend musste ich zurück in die Uniklinik. Die Nacht habe ich besser geschlafen als erwartet. Wahrscheinlich, weil dies meine erste Operation war und ich noch nicht wusste, was alles auf mich zukommen wird. Eigentlich sollte ich Montagmorgens direkt operiert werden, doch es kam ein Notfall dazwischen, weshalb sich der Termin um einige Stunden nach hinten verschoben hat. Ich wurde dann in meinem Zimmer abgeholt und zu den Operationsräumen gebracht.

Ab dort verschwinden meine Erinnerungen und ich bin mitten in der Nacht in einem dunklen Raum ohne Fenster aufgewacht. Ich wusste in dem Moment überhaupt nicht, wo ich bin und was los ist. Ich kam mir vor wie in einem Science Fiction Film, denn überall waren Geräte, es hat gepiepst und es sind Menschen in weißen Kitteln durch den Raum gelaufen. Ich hatte das Gefühl zu ersticken, da ich noch nicht in der Lage war, selbstständig zu atmen und über einen Beatmungsschlauch versorgt wurde. Ich wollte etwas sagen, konnte aber nicht, da sich ein Schlauch in meinem Hals befunden hat. Ich war total überfordert und wollte, dass die Schwester mir hilft, konnte mich aber nicht verständigen. In den nächsten Stunden bin ich immer wieder kurz eingeschlafen, wieder aufgewacht und war total fertig. Ich war nicht in der Lage mich zu bewegen, da meine Hände am Bett festgebunden waren und ich total kraftlos war. Morgens konnte ich langsam wieder klarer denken. Ich war in der Lage wieder eigenständig zu atmen und mir wurde der Beatmungsschlauch und die Magensonde entfernt. Bei der Visite habe ich dann erfahren, dass es dem Arzt gelungen ist, den gesamten Tumor zu entfernen. Allerdings mussten sie mir meine rechte Niere, 4 Lymphknoten und einen Teil der Leber mit entfernen. Trotzdem war ich sehr erleichtert und konnte erst einmal durchatmen. Vormittags kamen meine Eltern und meine Schwester mich auf der Intensivstation besuchen. Ich habe mich sehr gefreut und konnte die Erleichterung bei meiner Familie spüren, dass alles ohne Komplikationen verlaufen ist. Allerdings war ich noch zu schwach um mich groß zu unterhalten und deshalb sind sie nach kurzer Zeit wieder gefahren. Ich wusste einfach nicht was ich den ganzen Tag mit mir anfangen sollte und es war so langweilig. Ich lag zusammen mit 3 älteren Männern in einem Zimmer und wir waren nur durch ein paar dünne Aufstellwänden voneinander getrennt, also hat man genau mitbekommen, was bei den anderen passiert ist. Irgendwann hat eine Schwester mir einen Fernseher an mein Bett gestellt, sodass ich wenigsten etwas Unterhaltung hatte. Nachmittags kamen meine Mutter und meine Schwester noch einmal vorbei um nach mir zu sehen und meine Schwester hat mir mein Handy von der Station geholt. Die folgende Nacht war der Horror und ich konnte kaum schlafen. Am nächsten Morgen sollte ich mich alleine hinstellen und versuchen ein paar Schritte zu gehen. Es waren höllische Schmerzen und eine riesen Qual mich auf das Bett zu setzten und als ich versucht habe zu stehen wurde mir so schwindlig, dass ich mich wieder setzen musste. Nach und nach wurden mir immer mehr Schläuche aus meinem Körper gezogen und mit jedem ging es mir ein kleines Stückchen besser. Was besonders unangenehm war, war als sie mir einen etwa 30cm langen Schlauch aus meiner Lunge gezogen haben. Dann durfte ich die Intensivstation verlassen und zurück auf Station.

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