Allerdings gab es einen kleinen Hoffnungsschimmer. Eine Woche später bin ich erneut nach Würzburg in die Klinik. Es war kurz vor Weihnachten und ich konnte mir definitiv eine schönere Adventszeit vorstellen, doch der Wille wieder geheilt zu werden war so groß, dass ich alles auf mich genommen habe. Was in den folgenden Tagen passiert ist, habe ich bis heute noch nicht genau verstanden. Es sollte getestet werden, ob es Sinn machen würde, die Metastasen ,,von innen“ zu bestrahlen. Dazu bekam ich Mittel mit radioaktiver Substanz gespritzt. Es wurde getestet, ob die Metastasen die Substanz aufnehmen. Dies war Voraussetzung dafür, dass diese Therapie anschlagen könnte. Ich lag tagelang in verschiedensten Röhren, habe irgendwelche Substanzen gespritzt bekommen und wurde von einem Arzt zum nächsten geschickt.
Als wir endlich wieder nach Hause fahren durften gab es aber noch keine Ergebnisse von den Untersuchungen. Kurz nachdem wir daheim angekommen sind hat das Telefon geklingelt und ich bin habe das Gespräch angenommen. Es war mein behandelnder Arzt aus Würzburg, der nun die Ergebnisse hatte. Es war wie ein tiefer Schlag in die Magengrube als er mir mitteilte, dass mein Körper auf diese Art von Therapie nicht reagiert und somit eine Behandlung ausschließt. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich meiner Mutter das Telefon in die Hand gedrückt habe, in mein Zimmer gerannt bin und nur noch geheult habe, da mir schon wieder die Hoffnung genommen wurde. Ich habe mich so unendlich allein gefühlt und es macht mich bis heute noch fertig, wenn ich daran denke, wie sehr meine Familie mit mir gelitten hat, denn meine Krankheit hat für so viel Leid gesorgt und das Letzte was ich wollte war, dass es anderen wegen mir schlecht geht.
Ich konnte das nicht begreifen. Ich bin noch so jung und die Medizin und Forschung sind schon so weit, wieso gibt es keine Möglichkeit mich zu heilen? Wieso arbeitet in meinem eigenen Körper etwas gegen mich? Das folgende Weihnachten war auf Grund der schlechten Nachrichten aus der Uniklinik sehr betrübt. Alle haben versucht zu lächeln und alles ganz normal erscheinen zu lassen, doch tief im Inneren war jeder von uns zu tiefst traurig und wir haben uns insgeheim gefragt, wie viele Weihnachten wir noch zusammen feiern können.
