Der Schock

An die folgenden Minuten kann ich mich kaum noch erinnern. Ich saß mit meiner Mutter auf einer Liege und habe auf den Arzt gewartet. Als dieser endlich kam setzte er sich vor uns auf einen Stuhl und sagte, dass sich in meinem Bauch eine Raumforderung befindet. Er hat meine Mutter angesehen und gesagt: ,,Wir suchen bei Ihrer Tochter nach einer selten Krebsart.“ In diesem Moment ist die Zeit für mich stehen geblieben. Mir gingen diese Worte immer und immer wieder durch den Kopf und nachdem der Schock etwas nachgelassen hat, habe ich nur noch angefangen zu heulen. Das war das Letzte, mit dem ich gerechnet habe. Ich kann mich noch daran erinnern, dass einer meiner ersten Gedanken Bilder aus dem Film ,,Beim Leben meiner Schwester“ waren. Ich musste daran denken, wie sehr Kate unter der Krankheit gelitten hat und ein Bild hat mich komplett zu Boden gerissen. Ich musste ständig an die Szene denken, in der Kate mit ihrer Mutter im Krankenhaus in einem Bett lag und Kate in den Armen ihrer Mutter stirbt. Zu dem schossen mir tausende von Fragen durch den Kopf. „Warum Ich? Ich bin doch gerade mal 19 Jahre alt, das ist doch viel zu früh. Krebs bekommen vor allem alte Menschen. Ich war letzte Woche doch noch im Skiurlaub, da ging es mir doch sehr gut. Wieso habe ich davon nichts gespürt?“ Der Arzt sah uns an und fragte, ob wir Fragen hätten. Ich wusste nicht, ob das eine ernst gemeinte Frage war, denn in meinem Kopf haben sich die Fragen nur so überschlagen. Das erste was ich über die Lippen gebracht habe, war die Frage, ob ich daran sterben werde. Der Arzt konnte mir darauf aber keine richtige Antwort geben, da noch nicht bekannt war, um welche Art von Krebs es sich handelt und wie weit die Erkrankung schon fortgeschritten ist, aber er hat sich nicht besonders hoffnungsvoll angehört.

Ich musste direkt im Krankenhaus bleiben, konnte aber noch einmal kurz nach Hause um die wichtigsten Sachen zusammen zu packen. Meine Großeltern kamen vorbei und alle sind in Tränen ausgebrochen, als sie die Nachricht gehört haben. Für mich war es so schlimm mit anzusehen, dass andere Menschen wegen mir weinen und es ihnen so schlecht geht. Zurück im Krankenhaus wurde ich auf mein Zimmer gebracht, welches ich mit einer sehr netten Frau geteilt habe. Die Nachricht, dass ich krank bin hat sich sehr schnell verbreitet und in den folgenden Tagen habe ich viel Besuch bekommen.

 

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